Glückauf !

In jeder Region in Deutschland und sicherlich auch anderswo gibt es einen typischen Gruß, der sich über Jahrhunderte herausbildete bzw. über Jahrhunderte erhalten geblieben ist. In Bayern oder Österreich grüßt man sich mit „ Grüß Gott „, hier im Erzgebirge mit „    Glückauf „.
 Woher kommt eigentlich dieser Gruß?

„ Glückauf „, das ist der Gruß der Bergleute. Er geht zurück in die Zeit , als im Erzgebirge das große Berggeschrei aufs neue begann und im Westerzgebirge reichhaltige Erzgänge gefunden wurden. Schneeberg wurde  „ freie Bergstadt „, später Annaberg.

Der Gruß der Bergleute hat einen tiefen Sinn, Hart und schicksalhaft war die Arbeit im Schacht.Die Hoffnung verband die Bergleute in besondere Weise, wenn man die Technik des 16. Jahrhunderts, die Sicherheitsvorkehrungen und das gesamte Leben überhaupt betrachtet. Man fuhr oder stieg in den dunklen Schacht, wusste nicht, was einen erwartete und hatte die Hoffnung fündig zu sein. Glück war auch, nach vollbrachter Arbeit wieder „ aufzusteigen „,  ans Tageslicht zur Familie zu gelangen.

Dieser Gruß „ Glückauf „ verbreitete sich sehr schnell, überall dort, wo sich der Bergbau ansiedelte und Bergleute Wagnis und Hoffnung verband.
Dieser hat sich bis heute erhalten. Ein Ausdruck von Gemeinsamkeit. war und ist es noch heute.



 

Die sächsische Siebenhügelstadt


Zur Unterscheidung von zahlreichen Namensvettern amtlich als »Stadt Kirchberg in Sachsen« bezeichnet, liegt sie im westlichen Teil des sächsischen Erzgebirges und im mittleren Stromgebiet der Zwickauer Mulde, in welcher das »Kirchberger Wasser« oder der »Rödelbach« 6 km unterhalb der Stadt als linksseitiger Zufluß einmündet.
Kirchberg mit seinen im Jahre 1900 7934 Einwohnern in 761 bewohnten Gebäuden ist Stadt mit revidierter Städteordnung, d.h. es geniest, mit einem juristischen Bürgermeister und den beiden Kollegien des Rates und der Stadtverordneten ausgestattet, weitgehende Selbstverwaltung. Es hat ein Amtsgericht mit 2 Amtsrichtern, 3 Geistliche, da 4 Dörfer in unmittelbarem Zusammenhange zur »Parochie Kirchberg« gehören, mittlere Volksschule, kaiserliches Postamt II. Klasse, ein königliches Untersteueramt, Gasanstalt, Reichsbanknebenstelle, eine Zahlstelle des Chemnitzer Bankvereins und eine Vertretung des Bankhauses Sarfert & Co.-Werdau.
Außer dem Haupterwerbszweig der Tuchfabrikation nebst Wollwäscherei und -Spinnerei, Woll- und Wollabfallhandel werden betrieben neben der Landwirtschaft und Gärtnerei Heizrohr-, Armaturen-, Maschinen-, Packstoff-, Schuh- und Cementwaren-Fabrikation, sowie Buchdruckerei und graphisches Kunstgewerbe.
Gerühmt und viel besucht ist die Stadt nicht nur als bemerkenswerte Industriestadt mit bedeutendem, auch überseeischem Export, sondern besonders auch als gastfreundlicher und hervorragend schön und gesund gelegener Ort. Nicht-Kirchberger haben Kirchberg längst schon scherzend als »Sächsische Siebenhügelstadt« getauft, überrascht durch seine hochromantische Lage.
Der Borberg vor allem, 2 km westlich der Stadt gelegen, prächtig sichtbar vom Auersberg, vom Schönheider Kuhberg und von Zwickau, ist von Alters her das Wahrzeichen der Stadt gewesen.

Durch die liebende Fürsorge der Stadtbehörde sind im Hungerjahre 1847/48 grundhafte Wege in Schlangenlinien zum Gipfel des Berges als Notstandsarbeiten hergestellt worden, woran anknüpfend der Erzgebirgszweigverein der Stadt das Seine emsig getan hat, den Berg zu einem Kleinod Kirchbergs zu gestalten.
Seit dem 3. Juli 1882, dem Tag der Anwesenheit König Alberts, wird der vom Verein auf dem Plateau des Borberges errichteter massiver Aussichtsturm mit allerhöchster Genehmigung König Albert-Turm genannt. Entzückend ist die Aussicht von demselben auf die teils in die drei Bachtäler eingebettete, teils auf »Hängen«, »Leithen«, »Steigen« und »Bergen« liegende amphithralisch sich erhebende Stadt. Besonders abends gewährt der Blick von hier, aber ebenso von den beiden anderen hervorragendsten Höhen, Schießhausberg, Geiersberg, und von der Wiesener Staatsstraße aus durch das Meer von Licht einen außerordentlichen Reiz. Ist ferner im Süden die Eibenstöcker Schweiz mit dem Auersberg und den Lichtenau-Stützengrün-Auerbacher Vorbergen des Kammes des Gebirges ein wirksamer Rahmen für das Bild, so offenbaren im Norden die Essen des Zwickauer Brückenberges und die mächtigen charakteristischen gelblichen Dämpfe über der Königin Marienhütte in Cainsdorf, wie gewaltig dort unter und über der Erde Tausende schaffen auf industriellem Gebiete. Im Osten begrenzt der von der böhmischen Grenze bis Burkersdorf herabreichende Staatsforst, im Westen der Streitwald das Gesichtsfeld.
Dieses selbst zeigt uns die wohlangebauten lachenden Fluren der Stadt, Saupersdorfs, Leutersbachs, Wolfersgrüns als ein zusammenhängendes anmutiges Ganze; anmutig, denn über zwanzig Teiche grüßen uns als »Augen« der Landschaft und kleine Waldbestände, besonders Birkenpflanzungen (Knocks) geben dem Gelände den Charakter eines Parkes, während die romantische Höhenlage Lichtenaus und vor allem Burkersdorf mit ihren kühn die Höhe erklimmenden Häusern und Gehöften geradezu an alpine Bilder erinnert.
Will der Tourist die Namen der Berge der »Siebenhügelstadt« wissen, so merke er: Borberg, Geiersberg, Schießhaus-(Galgen-)berg, Ottensberg, Quirlsberg, Sonnenberg, Täubertsberg, Gemeindereutsberg, Kaffeeberg, Drachenkopf und Kreuzhübel könnten wir dem, dem jene nicht genügen möchten, leicht noch hinzufügen.

Was die Seehöhe (noch nach der Ostsee normiert) Kirchbergs anlangt, so lauten die Zahlen: Schießhausberg 419,58 m; Bahnhofstraße 334,97 m; Kirche 350 m; Rathaus 361,117 m; Borberg 434,3 m und Geiersberg 422,7 m.
Gleich den einladenden Tälern zahlreicher anderer Nebenflüsse der Mulde ward auch das Rödelbachtal bei der zweiten Kolonisierung des mittleren Deutschlands um 1000 in seiner ganzen Ausdehnung durch Ansiedlungen thüringischer und fränkischer Kolonisten bevölkert. Unter dem kraftvollen Schutze des ritterlichen Grundherrn auf der Wiesenburg (5 km östlich von Kirchberg), bei welchem Kirchberg und 13 Dörfer bis vor 100 Jahren ihren Gerichtsstand hatten, wie nicht minder durch den Bekehrungseifer der Geistlichkeit an der St. Marienkirche (geweiht am 18. April 1118) der Kreishauptstadt Zwickau, blühten diese Siedlungen rasch und mächtig auf. Immerhin erhielten sich sorbenwendische Sprache und Gottesverehrung noch Jahrhunderte lang in hiesiger Pflege.

Deren Macht zu brechen, erhielt die Kapelle zu Culitzsch, 4,5 km nördlich von Kirchberg, im Jahre 1300 einen Ablaß für die zu ihr Wallfahrenden. Aus gleichem Grunde ward zwischen 1285 und 1316 das Dorf Kirchberg zur Stadt erhoben und um 1317 mit den Dörfern Burkersdorf im Osten, Saupersdorf, Hartmannsdorf, Giegengrün im Süden, Leutersbach im Südwesten, Niedercrinitz im Nordwesten und Cunersdorf im Norden zu einem eigenen Kirchspiel vereinigt. Teils eignete sich Kirchberg zu solch einer Vorrangstellung seiner zentralen Lage wegen, teils war es wohl schon volkreicher geworden als Einmüdungsplatz des Leutersbacher Baches und des Burkersdorfer Wassers in den Rödelbach.
Persönlich zu danken hat Kirchberg allem Anschein nach sein Emporkommen zur Stadt und Pfarrei den mächtigen Vögten von Weida, welche die Herrschaft Wiesenburg seit 1240 bzw. 1289 (seit ca. 1160 !) inne hatten und sich die Bürger von Kirchberg in allem willfährig gemacht hatten.
Da auch der seit Anfang des 13. Jh. auf dem Stadtgebiet und im nahen »Haarholz« und »Hohen Fürst« nachweisbare Erzbergbau nur mäßigen Ertrag abwarf, da ferner die Pest, zahlreiche Schadenfeuer und mehrfache Kriege (besonders die Hussiten 1429) die Stadt arg heimsuchten, glich sie dem von anderen bemitleideten Mauerblümchen. Das änderte sich jedoch, und die alten Zeiten des ersten Emporstrebens erneuerten sich, als im Jahre 1570 die Tuchmacherei von Zwickau her ihren Einzug in Kirchberg hielt.

Quelle: Führer durch Kirchberg und Umgebung, Erzgebirgsverein Kirchberg, 1904