Geschichten um Geschichte

                                                                                                                                                            Teil 19, Abschnitt 5: Der Mühlgraben

     
 

 

 

 

 

 

 

Rechts, zwischen dem halbverfallenen Bau und dem alten Fabrikgebäude fällt der Mühlgraben ins Tal
Richtung Rödelbachbach (Ansicht von der Innungsstraße her).

Der Mühlgraben kommt entlang der Jacobs- und Kurt-Eisner-Straße, geführt durch Obere und Untere Walkmühle
und fällt dort etwas steil hinab zum Rödelbach, unterirdisch durch die Rosa-Luxemburg-Straße. Hier in der Nähe
war das oben erwähnte große Wehr im Kommun- oder Rödelbach, bevor der Mühlgraben zur Hammerwiese, d.h.,
dem heutigen »Möplü«-Park, - hoch oben die Auerbacher Straße - bis hin zur Brümmühle fließt. Der Mühlgraben band
dann in Höhe Brücke Schneeberger Straße wieder in den Rödelbach ein.

                                                                                                                                                                                                          
                                                                                                                                                                                                   Hier links befand sich einstmals das Mühlrad.

                                                                                                                                              Am großen Hauptwehr des Mühlgrabens auf Saupersdorfer Flur zweigt sich vom Rödelbach der Betriebswassergraben
                                                                                                                                                 für die Walkmühle der Tuchmacherinnung in Kirchberg ab. Auch dieses Wasserwerk mit all seinen ursprünglichen
                                                                                                                                                Nebenwerken war einst ein großes Hammerwerk der Herrschaft Wiesenburg und seine Begründung reicht wohl bis
                                                                                                                                                    in jene Zeit zurück, wo im Erzgebirge die reichen Erzlager zum Abbau gelangten. Diese Aussage ist allerdings
                                                                                                                                                                                                                      sehr weitschweifig.

Der Hammer könnte ab/um 1232/1310 in Betrieb gegangen sein.

Die Mühle ab/um 1410, und zwar wird sie genannt im Zusammenhang mit der Übernahme der Herrschaft Wiesenburg
durch derer von der Planitz im Jahre 1406. Ob die von der Planitz diese Mühle erbauten oder ob diese bereits vorhanden
war neben dem Hammer konnte bisher nicht ermittelt werden.

Die erste Version des Mühlgrabens muß es also mit Beginn der Hammertätigkeit gegeben haben. Mühlen gab es mit
der Besiedlung, d.h., daß es bereits um 1160/70 hier eine herrschaftliche Mühle gegeben haben kann. Die Mittelmühle
am Brühl müßte um diese Zeit zumindest entstanden sein. Wo der Mühlgraben vom Bach abzweigt, ist mir nicht bekannt.

In der Innungsgeschichte der Tuchmacher wird der Bau eines Walkmühlen-Wehres 1763 erwähnt und die Streitigkeiten
um 1794 mit dem Hammermühlenbesitzer Johann Brumm, der den Rödelbach staute, um genügend Wasser in seinen
Mühlgraben, der entlang des heutigen »Möplü-Parkes« im Grunde des Hanges von der Auerbacher Straße her,
führte, und bei der heutigen Schneeberger Straße wieder in den Rödelbach einband. Dieses Wehr muß beim
Hochwasser 1954 verschwunden sein.

Auch wird in der Geschichte der Tuchmacherinnung die Umverlegung des Mühlgrabens auf Saupersdorfer Flur
beschrieben und die Planierung des Terrains zwischen heutiger Auerbacher Straße und Mühlgraben bzw.
Kurt-Eisner-Straße/Jacobstraße. Mehr konnte leider von aus den Aufzeichnungen unser Alvorderen in dieser
Hinsicht nicht ermittelt werden. Ruhig ist es um ihn, der doch so wichtig war, im Laufe der Geschichte geworden.

                                                                                                                                                                                                   

In den »Kirchberger Nachrichten« Nr. 3/2007 unter der Überschrift »Saupersdorf - Die Fische im
Rödelbach gehen auf Wanderschaft« finden wird wieder einiges zum einstigen Mühlgraben:
An den Abzweigen der beiden Mühlgräben in Saupersdorf wurden im Zuge der Hochwasserschadensbeseitigung
die vorhandenen Wehranlagen erneuert.

Einen »Schlußstein« fand man im oberen Saupersdorfer Wehr, datiert auf 1836, der wohl im
Zusammenhang mit dem Bau der Straße von Kirchberg nach Saupersdorf steht. Möglicherweise
wurde damals das Wehr saniert.

Weiter heißt es in den »Kirchberger Nachrichten«: Die Blocksteinrampen befinden sich in Höhe Weg
»Am Garten« und Jacobstraße. Das gesamte Ausmaß der Schäden von 2002 wurde nach dem Rückgang
der Wassermassen speziell an den beiden Wehranlagen sichtbar. Die Bergsicherung Schneeberg GmbH war
die bauausführende Firma. Kosten für beide Wehranlagen:126.200 Euro, abgedeckt durch 100-prozentige Förderung durch den Freistaat Sachsen.

Die Fischereibehörde forderte die ökologische Durchgängigkeit im Rampenbereich sicherzustellen, d.h. den Fischen
im Rödelbach sollte es möglich werden, die Rampe sowohl bachabwärts als auch bachaufwärts zu überwinden.
Es wurden dementsprechend zwei Fischtreppen eingebracht mit »Step-Pool-Charakter« jeweils am rechten Rand
der Raurampen. Fertigstellung: 18.12.2006

Das Mühlrad ist seit Jahren schon an der alten unteren Mühle verschwunden, die obere Walkmühle, seit Jahren im Umbau
zu Wohnungen begriffen, steht leer und die Fabrikgebäude verfallen zu Ruinen. Ein trauriges Bild einstiger Betriebsamkeit auf diesem Gelände.

Forsetzung folgt.

R.P./W.P.